Mitgliederspecial – der Kroatische Blindenverband

Dieses Jahr feiert der Kroatische Blindenverband sein 70-jähriges Bestehen. Am 16. Juni 1946 Gründete eine Gruppe blinder Intellektueller, die von einer Welt Träumte, in der die Würde und Rechte eines jeden Menschen respektiert werden, die Blindenorganisation in Zagreb. Heute ist der KBV die führende Zivilorganisation, die sich besonders für die Einhaltung der Rechte blinder Menschen in Kroatien einsetzt. Er vereint über 6.000 Menschen Mit Sehbehinderungen sowie 250 Freiwillige, die sich auf 27 regionale und kommunale Organisationen verteilen. Als wichtiger Partner für die Regierung bei der Entwicklung von Lösungen, die die Lebensqualität für Menschen mit Sehbehinderungen verbessern, steht er als Nichtregierungsorganisation fest im Sattel, ist überall anerkannt und arbeitet eng mit anderen nationalen und internationalen Zivilorganisationen und wichtigen Interessenvertretern zusammen.

Einige der wichtigsten Aktivitäten des KVB umfassen die Bereitstellung von Sozialdienstleistungen, Unterstützung bei Bildung und Beschäftigung, die Mitarbeit an Gesetzen und politischen Maßnahmen, Entwicklung, Anpassung und Verbreitung von Blindenhilfsmitteln, Förderung der Brailleschrift sowie die Entwicklung von IKT, mit deren Hilfe er neue Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnen möchte. Ein wichtiger Teil der Arbeit konzentriert sich auf die Sensibilisierung für die Bedürfnisse und das Potenzial blinder Menschen in der Öffentlichkeit und bei Fachkräften, durch Bildung, Veranstaltungen am runden Tisch, Seminare und Konferenzen. Dabei wird viel Aufmerksamkeit auf Programme gelegt, die sich an junge Menschen, Frauen und Senioren mit Sehbehinderungen richten. Die Projektumsetzung wurde von einem Team aus Spezialisten verschiedenster Fachrichtungen durchgeführt, darunter drei Spezialschullehrer, zwei Sozialarbeiter, Psychologen, Anwälte, zwei Wirtschaftswissenschaftler, ein auf IKT spezialisierter Projektassistent und zwei Finanzbeamte.

In den vergangenen 15 Jahren hat der KBV über 90 Projekte für Blinde und Sehbehinderte aller Altersgruppen sowie für Sehende und Fachkräfte, die täglich mit blinden Menschen arbeiten, umgesetzt. Allein 2015 wurden 8 Projekte für unterschiedliche Zielgruppen umgesetzt, von blinden Kindern an Grundschulen und ihren Eltern über Projekte für blinde Aktivisten und Mitarbeiter lokaler Mitgliederorganisationen, bis hin zu Erwachsenen, die persönliche Assistenz und Rehabilitationsdienstleistungen in Anspruch nehmen, sowie Projekte für junge arbeitslose Menschen mit Sehbehinderungen.

Zu einigen der durch die EU-Kommission, sprich den Europäischen Sozialfonds, finanziell unterstützten Projekte für 2015 und 2016 zählen:
- Das Projekt “ für ein besseres Morgen”, das den Ausbau von 27 lokalen Mitgliedervereinen anstrebt, damit sie blinden Menschen bessere und qualitativ hochwertigere Sozialdienstleistungen bieten können. Im Ausbildungs- und Rehabilitationscamp für Blinde in Premantura fand ein siebentägiges Training statt, gefolgt von Bildungsangeboten am Wochenende und individuellen Beratungen durch 40 Vertreter von Mitgliedervereinen des KBV. Die Teilnehmer erwarben neues Wissen und Fähigkeiten zur Beantragung und Umsetzung EU-finanzierter Projekte und tauschten sich über Erfahrungen und Beispiele guter Praxis aus, um Ansätze zur Überprüfung und Evaluierung angebotener Sozialdienstleistungen zu entwickeln. Ein Dokument zur Gründung einer gemeinsamen Plattform zur Bereitstellung von Sozialdienstleistungen wurde von 27 Mitgliedervereinen unterzeichnet. Anschließend fanden öffentliche Fachtagungen in 10 kroatischen Gemeinden statt, auf welchen wichtige Interessengruppen aus dem Bereich Sozialdienstleistungen zusammenkamen.

- Das Projekt “Assistenz für Blinde und Sehbehinderte”. Innerhalb des Projekts wurden in ausgewählten Gemeinden persönliche Assistenten angestellt, die für 158 Mitglieder in ländlichen Gebieten Assistenzleistungen anboten. Dabei erhielten sie eine sehr positive Rückmeldung durch die Nutzer. Auch boten externe Experten aus dem Bereich Rehabilitation ihre Hilfe beim Erkunden der individuellen Alltagsumgebung sehbehinderter Menschen an. Die Dienste reichten von Orientierung und Mobilität in der Gemeinde bis hin zu lebenspraktischen Fähigkeiten wie etwa Haushaltsführung, bezahlen von Rechnungen oder Arztbesuchen.
Innerhalb dieses Projekts wurde ein Handbuch für persönliche Assistenten von Menschen mit Sehbehinderungen erstellt, was in der kroatischen Fachliteratur bisher das Erste seiner Art ist. Dort werden viele theoretische und praktische Informationen für alle jetzigen und zukünftigen persönlichen Assistenten zusammengestellt.

- Das Projekt “keine Angst, der erste Schritt ist schon getan” wird im Rahmen der Komponente IPA-IV finanziert. Es konzentriert sich hauptsächlich auf eine bessere Inklusion sehbehinderter Menschen als Voraussetzung für bessere Beschäftigungschancen. Das Projekt richtet sich an 7 kroatische Gemeinden. Eine der Hauptbarrieren zur erfolgreichen Inklusion und Beschäftigung der Zielgruppe sind u. a. geringe psychosoziale Kompetenz, der Mangel an Unabhängigkeit und speziellen LPF-Fähigkeiten. Daher wurden Bildungs- und Rehabilitationsworkshops zur Erlangung wichtiger Sozialkompetenzen sowie Workshops zur Aktiven Jobsuche und der Schulung im Umgang mit Hilfsmitteln entwickelt, um ihre Beschäftigungschancen zu verbessern. Weiteres Ziel ist das Knüpfen sozialer und beruflicher Kontakte im Rahmen von Networking und Arbeitsprogrammen auf freiwilliger Basis, um mehr Chancengleichheit in Bezug auf Beschäftigung zu erreichen. Als Hauptgrund dafür, dass Arbeitgeber keine blinden oder sehbehinderten Menschen einstellen, führen sie aus eigener Überzeugung stets den Nachteil an, dass sie von ihnen in einem Beschäftigungsverhältnis weniger Produktivität erwarten. Dies hat sich jedoch als falsch erwiesen und ist ein klassisches Beispiel für Vorurteile, die sich aus dem Mangel an direkten Erfahrungen und Kontakten zu blinden und sehbehinderten Menschen, wenig Wissen über ihr Potenzial sowie anderen stereotypen Ansichten in Folge von Falschinformationen und Missverständnissen ergeben. Weiteres Ziel des Projekts ist es daher, Arbeitgeber und die Öffentlichkeit auf ihre Rechte und Möglichkeiten bei der Beschäftigung Blinder und Sehbehinderter aufmerksam zu machen.

Ausbildungs- und Rehabilitationscamp für Blinde Premantura

Viele der Aktivitäten zur Aus- und Weiterbildung sowie Seminare finden im Ausbildungs- und Rehabilitationscamp für Blinde in Premantura statt. Es liegt am nördlichen Ende der kroatischen Adriaküste nahe der historischen Stadt Pula. Die Einrichtung gehört zum Kroatischen Blindenverband und wurde 2014 offiziell als Herberge mit dem Namen Hostel ERKS Premantura angemeldet.
Da die Herberge und die Umgebung für Blinde und Sehbehinderte sowie für Menschen mit anderen Behinderungen komplett barrierefrei ist, plant der Kroatische Blindenverband, sie als Herberge für Bildungs- und Rehabilitationsdienstleistungen auf höchster Ebene zu nutzen, um bestmögliche Ergebnisse für seine Mitglieder und andere Interessierte erzielen zu können.

Im Mai wird der KBV die VISAL Trainingsworkshops für neue Workshopleiter in Premantura als Teil der Nachfolgeaktivitäten zum internationalen Projekt Aktives Lernen für sehbehinderte Senioren (VISAL) abhalten. Das Projekt wurde erst kürzlich von einer Expertengruppe der GD Bildung und Kultur der EU-Kommission zur “Erfolgsgeschichte” gewählt. Seit 2013 werden VISAL-Kurse in Österreich, Kroatien, Ungarn, Italien, den Niederlanden, Portugal, der Slowakei und Großbritannien durchgeführt.
Wir sind stolz darauf, Teil dieser Erfolgsgeschichte sein zu dürfen, und freuen uns, diesen Mai zukünftige VISAL-Workshopleiter in Premantura begrüßen zu können.

Für weitere Informationen über den Kroatischen Blindenverband und die Herberge in Premantura besuchen Sie:

http://www.savez-slijepih.hr/en/

http://www.tiflotehna.hr/premantura.htm