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Durch Anfassen lernen, durch Anfassen Kommunizieren

Im Rahmen einer Konferenzreihe zum Thema “sensorische Beeinträchtigungen und Behinderung” (“Geruchsinn, Gedächtnis und Lernen” 2009, sowie“Hören, Schauspielen, Musik und Hirnplastizität” 2011) hat das INS HEA (Institut national supérieur de formation et de recherche pour l'éducation des jeunes handicapés et les enseignements adaptés, das nationale Institut für Bildung und Forschung zu Ausbildung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen (http://www.inshea.fr) eine internationale Konferenz zum Thema Tastsinn organisiert. Sie fand vom 17.-19. März 2016 in Paris statt. Die Konferenz wurde in Zusammenarbeit mit Universcience organisiert und fand im Wissenschaftsmuseum in Paris statt, ein Museum, das sich die vollständige Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen zum Ziel gesetzt hat. Das Symposium fand in Form von Plenarveranstaltungen, Postern sowie Gesprächen am Runden Tisch und Ausstellungen stadt. Ziel war u. a.:

  • Die Analyse des aktuellen Forschungsstandes zum Tastsinn.
  • Zu zeigen, wie die Nutzung des Tastsinns, im Zusammenspiel mit anderen Sinneseindrücken und Sprache, Lernprozesse, Unabhängigkeit und den Zugang zu Kultur fördern kann, insbesondere für Menschen mit Behinderungen oder besonderen Bedürfnissen, was jedoch auch für nichtbehinderte Menschen gilt.
  • Es den Teilnehmern zu ermöglichen, einander kennenzulernen und Gedanken miteinander auszutauschen und über Beispiele für gute Praxis sowie über Fähigkeiten in diesem Bereich voneinander zu lernen.

Daher konzentrierten sich die Präsentationen nicht nur auf Menschen mit Sehbehinderungen und den schulischen Bereich. Es gab etwa 390 Teilnehmer aus 18 Ländern. Neben Frankreich waren Weißrussland, Belgien, Bulgarien, Kanada, Kolumbien, Zypern, die Tschechische Republik, Dänemark, Finnland, Deutschland, Italien, Japan, die Niederlande, Norwegen, Schweden, die Schweiz, Großbritannien und die USA vertreten. Es handelte sich um Forscher aus den Bereichen Psychologie, Bildung, Linguistik, Neurowissenschaft und Informatik …) sowie Studenten, Lehrer, Erzieher, Therapeuten, Experten aus dem Bereich Kultur, Eltern sowie Menschen mit und ohne Behinderungen. Experten aus Forschung und Praxis präsentierten ihre vom Wissenschaftsausschuss angenommenen Vorträge.

Die Eröffnung bildete ein brillanter Vortrag von Vincent Hayward (Universität Pierre und Marie Curie, Paris) über den aktuellen Kenntnisstand zum Tastsinn sowie Vorträge zu sensorischer Substitution. In weiteren Veranstaltungen erfuhren wir wie Tastsinn und Haptik (Tastsinn in Bewegung) nicht nur Schülern mit Sehbehinderungen, sondern auch gesunden Schülern oder Lernbehinderten helfen können, die inklusiv beschult werden. Die Rolle des Tastsinns bei zwischenmenschlicher Kommunikation wurde ebenfalls erörtert, insbesondere die Kommunikation zwischen Babys und Müttern oder bei Kindern mit Mehrfachbehinderungen.

Mündliche und schriftliche Vorträge befassten sich mit dem Thema Kommunikation bei taubblinden Menschen: Riitta Lahtinen (Finnland) und Russ Palmer (Großbritannien) beeindruckten das Publikum nachhaltig, als sie die von ihnen entwickelten Ressourcen zur Verbesserung von Kommunikationsqualität vorstellten.

                    Natürlich musste das Thema Braille in seinem Ursprungsland zur Sprache kommen, nämlich in Bezug auf die Wahrnehmung und das Erlernen der Brailleschrift: Torø Graven (Universität Oxford) hielt einen Vortrag über Unterscheidungsstrategien der Brailleschrift, und Mira Tzvetkova-Arsova (Universität Sofia, Bulgarien) hielt einen Vortrag über die Evaluierung taktiler Unterscheidungsfähigkeiten blinder Kinder im Grundschulalter. Auch war eine Veranstaltung dem Thema Erkennen taktiler Bilder und erhabener Reliefzeichnungen gewidmet: Bei diesem Gespräch am runden Tisch kam eine lebendige Diskussion auf.

                    Das Thema der Abschlussveranstaltung war so ansprechend, dass die meisten Teilnehmer bis zum Schluss dabeiblieben, um mehr über das Anpassen von Museen und den Zugang zu Kunst zu erfahren. Es wurden vielversprechende Erfahrungen dazu aus Frankreich und Italien vorgestellt.

Es ist ein Buch zum Thema geplant, das aus Kapiteln von den meisten Vortragenden besteht. Außerdem wird es in Kürze auch Audioaufnahmen und Powerpointpräsentationen auf der Website des INS HEA zum Download geben: http://www.inshea.fr/fr/content/colloque-international-ins-hea-toucher-… aufrufen und auf“consulter les interventions du colloque” klicken.

Nathalie Lewi-Dumont, Associate Professor, INS HEA Grhapes,
58, avenue des Landes, 92150 Suresnes, Frankreich
nathalielewi@gmail.com

INSHEA Website: http://www.inshea.fr