Einführung
Beschäftigung spielt eine der wichtigsten Rollen im menschlichen Leben. Sie bietet finanzielle Sicherheit, eine stabile Existenz, eine Arbeitstätigkeit und Produktivität sowie die Möglichkeit, neue Bekanntschaften zu knüpfen und zu pflegen. Es gibt viele Herausforderungen im Beschäftigungsprozess. Die Arbeitslosenquote in Serbien ist sehr hoch, bei Personen mit Sehbehinderung sogar noch höher. Während des 20. Jahrhundert war das Angebot an Berufen für sehbehinderte Menschen nicht sehr groß. Es gab Berufe wie Physiotherapeuten und Telefonisten, aber auch hochqualifizierte Personen in Bereichen wie Recht, Sprachen, Soziologie, Psychologie, Sonderpädagogik, Journalismus und anderen Sozialwissenschaften.
Mit der Entwicklung neuer Informationstechnologien hat sich das Berufsspektrum in den letzten Jahrzehnten erweitert. Der Einsatz von Computern eröffnet neue Möglichkeiten für die Tätigkeiten, die sehbehinderte Menschen ausüben können, aber auch für mehr Unabhängigkeit bei bereits bestehenden Arbeitsplätzen.
Anlässlich der von der Europäischen Blindenunion (EBU) organisierten jährlichen Konferenz zu Beschäftigung, die dieses Jahr in Belgrad stattfand, führte der Serbische Blindenverband eine Untersuchung über den Beschäftigungsstatus sehbehinderter Menschen in der Republik Serbien durch. Das vorliegende Dokument analysiert die Ergebnisse dieser Untersuchung. (Der vollständige Bericht ist ebenfalls verfügbar)
Stichprobenartige Studie:
Die Stichprobe bestand aus 124 Personen, von denen 51,6 % weiblich und 48,4 % männlich waren.
Das Alter der Befragten variierte zwischen 18 und 62 Jahren, die meisten Antworten wurden jedoch von den 30- bis 35-Jährigen gegeben.
Die Antworten kamen aus 39 Städten in Serbien, die meisten Antworten jedoch aus dem Raum Belgrad (29).
Es gab 55,6 % vollblinde und 44,4 % sehbehinderte Teilnehmer.
Alter beim Eintritt des Sehverlusts: von Geburt an: 67,7 %, im Schulalter: 20,2 %, später: 12,1 %.
Hinsichtlich des Bildungsniveaus verfügten die meisten Probanden über einen Sekundarschulabschluss (54 %), 14,5 % über einen Hochschulabschluss, 11,3 % über einen Masterabschluss, 9,7 % über eine höhere Ausbildung, 8,9 % über eine Grundschulausbildung und 1,6 % über einen Doktortitel.
54,8 % der Befragten bewegen sich selbstständig, 8,9 % bewegen sich nicht selbstständig und 36,3 % sind auf persönliche Hilfe angewiesen.
Von der Gesamtzahl der Befragten (124) waren 77 (62,1 %) arbeitslos und 47 (37,9 %) gingen einer Beschäftigung nach.
Zeitpunkt und Ort der Untersuchung:
Die Untersuchung wurde von Juni bis September 2021 in Belgrad durchgeführt. Die Befragten hatten die Möglichkeit, den Fragebogen online über einen ihnen zugesandten link auszufüllen.
Ergebnisse und Diskussion:
In dieser Diskussion werden wir zunächst die Ergebnisse anhand der Aufgaben und Hypothesen darstellen und anschließend einige Schlüsselfragen zu diesem Thema behandeln.
55,6 % der blinden oder sehbehinderten Befragten wurden bei der Arbeitssuche in irgendeiner Form diskriminiert, während 44,4 % keinerlei Diskriminierung erfuhren.
Diese Prozentsätze bestätigen die erste Hypothese, nämlich dass es mehr blinde und sehbehinderte Menschen gibt, die als Arbeitssuchende in irgendeiner Form diskriminiert wurden, als solche, die keine Diskriminierung erfahren haben.
Einfluss zusätzlicher gesundheitlicher Probleme bei der Arbeitssuche: Bei 49,2 % der Befragten haben diese Probleme keinen Einfluss, bei 11,3 % haben diese Probleme einen Einfluss und bei 2,4 % der Befragten beeinflussen sie diese teilweise.
Dies bestätigt die zweite Hypothese: zusätzliche Gesundheitsprobleme bei sehbehinderten Menschen beeinflussen nicht unbedingt die Arbeitssuche.
Was die Anpassung der Websites von Unternehmen an die Bedürfnisse von sehbehinderten Arbeitssuchenden betrifft, so sind 4,8 % der Websites angepasst, 37,1 % sind teilweise angepasst, während 22,6 % überhaupt nicht angepasst sind.
Aus diesen Prozentsätzen können wir schließen, dass die dritte Hypothese, dass die meisten Websites der Unternehmen auf sehbehinderte Arbeitssuchende zugeschnitten sind, nur teilweise bestätigt wird.
Nach dem Erwerb eines Bildungsabschlusses versuchen die meisten Menschen, einen Arbeitsplatz in ihrem Beruf zu finden. Ist das auch in diesem Fall so?
22,6 % der Befragten suchten eine Beschäftigung in ihrem Beruf, 5,6 % suchten keine Beschäftigung in ihrem Beruf, 1,6 % werden dies wahrscheinlich tun, während der größte Prozentsatz, nämlich 35,5 % der Befragten, jede ihnen angebotene Arbeit unter der Bedingung annehmen würde, dass sie mit ihren Möglichkeiten übereinstimmt.
Aus den oben genannten Daten können wir schließen, dass die vierte Hypothese, sehbehinderte Menschen seien eher geneigt, eine Beschäftigung in den von ihnen gewählten Berufen anzustreben, nicht bestätigt wird.
Frage: Auf welche Schwierigkeiten sind Sie bei der Arbeitssuche gestoßen? Die Befragten hatten die Möglichkeit, mehr als ein Kästchen anzukreuzen.
58,9 % der Befragten gaben an, dass eine Sehbehinderung ein Problem darstellt, während 52,4 % das Vorurteil der Arbeitgeber ankreuzten. Nur sehr wenige Personen (3,2 %) kreuzten das Kästchen "unzureichende familiäre Unterstützung" an.
Zur Beantwortung der Frage: Was sind Ihre Gründe für die Arbeitssuche? hatten die Befragten auch die Möglichkeit der Mehrfachauswahl. Finanzielle Sicherheit wurde von 59,7 % der Befragten angekreuzt. 50,8 % wollten Dienstjahre sammeln, ebenfalls 50,8 % suchen eine Beschäftigung, weil sie von anderen unabhängig sein wollen, und 49,2 % wollen nützliche und gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft sein.
Eine der Voraussetzungen zur Beschäftigung sehbehinderter Menschen ist, dass der Arbeitgeber den Arbeitsplatz anpassen muss. Inwieweit ist dies jedoch wirklich notwendig?
Auf die Frage: Ist Ihr Arbeitsplatz angepasst? antworteten 15,3 % der Befragten mit "Ja", 10,5 % mit "Nein" und 11,3 % mit "teilweise". Diese Frage bezog sich lediglich auf die erwerbstätigen Teilnehmer.
Was die Möglichkeiten einer Anpassung des Arbeitsplatzes betrifft, so konnten die Befragten eine Mehrfachauswahl treffen, konnten aber auch eine Antwort hinzufügen, die sie für angemessen hielten. Das Hauptanliegen der meisten Befragten (12,9 %) war der sichere Zugang zum Gebäude, 10,5 % kreuzten eine sichere Anpassung des Arbeitsplatzes an, 9,7 % wählten eine Anpassung der Arbeitsaufgaben aus, 4 % sind der Meinung, dass die Büroräume mit Zahlen in Großdruck für Sehbehinderte gekennzeichnet werden sollten, während sich der geringste Prozentsatz (1,6 %) der Antworten auf die Kennzeichnung der Büros in Brailleschrift bezieht.
Welche Hilfsmittel werden von sehbehinderten Menschen am häufigsten am Arbeitsplatz eingesetzt?
Der größte Prozentsatz der Befragten nutzt Computer mit Sprachausgabe (18,5 %). Einige der Befragten verwenden keine Hilfsmittel, weil sie diese nicht benötigen, um ihre Arbeit ordnungsgemäß auszuüben (Telefonisten, Physiotherapeuten...).
Schlussfolgerung
Wie wir aus dieser Untersuchung ersehen können, ist der Anteil der Arbeitslosen unter den Blinden und Sehbehinderten in Serbien sehr hoch. Es gibt in Serbien noch viel zu tun, um die Arbeitslosenquote bei Blinden und Sehbehinderten zu senken. Um dieses Problem so angemessen wie möglich anzugehen, müssen der Staat und seine Institutionen, die Medien und der Serbische Blindenverband mit seinen lokalen Organisationen stärker einbezogen werden, und es liegt hinsichtlich der Sensibilisierung in der Gesellschaft noch viel vor uns. Um Vorurteile abzubauen und zu beseitigen, insbesondere im Bereich der Beschäftigung, ist es notwendig, verschiedene runde Tische, Seminare, Webinare, Workshops und Schulungen für Arbeitgeber in verschiedenen Unternehmen zu organisieren. Arbeitgeber legen das Hauptaugenmerk meist auf die Sehbehinderung, d. h. auf die Einschränkungen eines sehbehinderten Menschen. Vielmehr können diese Menschen entsprechend ihren Qualifikationen, Möglichkeiten und Chancen ihre Aufgaben mithilfe notwendiger, bedarfsgerechter Anpassungen durchaus angemessen erfüllen.
Es wäre wünschenswert, wenn in Zukunft mehr Untersuchungen zu diesem Thema durchgeführt würden, um festzustellen, ob sich etwas an der Beschäftigungssituation dieser Bevölkerungsgruppe in unserem Land ändert.
Suzana Jojić und Mara Ožegović, Förderschullehrerinnen.